Wer bin ich?

Wer bin ich? Ist das nicht die Frage, die uns ein Leben lang beschäftigt? Immer auf der Suche nach uns selbst, unserem Selbst, was uns ausmacht und was wir aus uns machen wollen. Auf dem Lebensweg finden wir Antworten, Erkenntnisse, ändern unsere Blickrichtung. Wir lassen lang getragene Hüllen fallen, denn irgendwo darunter liegt doch der Kern, das Ich, unser Selbst.

Was passiert nun, wenn wir nach einem langen Leben und vielen Erkenntnissen zu unserem Ich und Selbst plötzlich wieder Rückschritte machen? Wenn dort im Kern nur noch Nebel wabert und nur noch ab und an ein Blick auf das Ich erhascht werden kann. Was macht das aus uns und aus unserem gelebten Ich? Hilflosigkeit! Hilflosigkeit, denn wir können das nicht aufhalten, wir verlieren die Kontrolle über diese Rückschritte, wir haben es nicht mehr in der Hand. Abgelagerter Amyloid-Müll und stillgelegte Neuronenverbindungen lassen nach und nach verblassen, was wir uns ein Leben lang erarbeitet haben. Was uns glücklich, zufrieden und stolz, aber mit Sicherheit auch wütend, verzweifelt und fragend hat dastehen lassen. Was uns hat leben lassen. Unser Ich. Wenn wir nichts mehr so handhaben können, wie es uns ein Leben bedeutend gewesen war. Wenn wir die Bedeutung nicht mehr erkennen in Dingen und Personen, die uns ein Leben lang wichtig  waren. Wenn Werte und Normen einfach verblassen. Wenn die Wertschätzung durch das Umfeld langsam verloren geht und nur noch das eine, was uns jetzt anscheinend auszumachen scheint, im Mittelpunkt steht. Unser Ich darauf reduziert wird. Wenn wir einfach so in einem fremden Zimmer stehen, im Dunklen und alles wieder auf Anfang gestellt wird mit der einen einzigen Frage: Wer bin ich? 

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